Interview mit Brigitte Reiher zu ihrem AVGS-Coaching bei uns in Berlin
Brigitte Reiher hat einen langen Weg hinter sich – nicht nur beruflich. Die gebürtige Österreicherin ist für die Liebe von Wien nach Berlin gezogen und konnte hier ein stabiles Lebensumfeld entwickeln. Geholfen haben ihr dabei ein guter Berater beim Jobcenter und das Coaching von FORUM Berufsbildung.
Ich bin vor zehn Jahren nach Berlin gekommen. Geboren bin ich aber in Niederösterreich und dann in Wien aufgewachsen.
Ich habe eine Ausbildung zur Kinderschneiderin gemacht. Das war eigentlich auch mein Traumberuf. Aber aufgrund einer Augenerkrankung musste ich den Beruf leider aufgeben.
Ich habe dann viel als Kellnerin gearbeitet – ein harter Job in Wien. Mit 40 habe ich dann meinen Abschluss als „Fachkraft für Sekretariat/Verwaltung“ gemacht. Aber eine Stelle bekam ich nicht. Ich habe dann noch diverse Schulungen in Englisch usw. gemacht, aber es hat trotzdem nicht geklappt.
2006 zog ich zu meinen Mann nach Berlin, den ich 2009 geheiratet habe. In Deutschland bekam ich sofort eine ABM-Maßnahme. Obwohl meine Weiterbildung in Deutschland anerkannt wurde, habe ich trotzdem die Empfehlung des Jobcenters bekommen, bei FORUM Berufsbildung eine Fortbildung für Büro und Buchhaltung zu absolvieren.
Doch dann wurde mein Mann schwer krank, bekam 2009 einen Herzinfarkt. 2010 hatte ich gerade in den Kurs „Europäischer Wirtschaftsführerschein (EBCL)“ begonnen, als ich erfuhr das er operiert werden musste.
Zum Glück hatte ich beim Jobcenter und bei FORUM Berufsbildung zwei sehr verständnisvolle Ansprechpartner, die mir den Rücken freigehalten haben. Mit ihrer Unterstützung konnte ich ein halbes Jahr Auszeit nehmen und danach für ECDL, Buchhaltung und Englisch lernen. So konnte ich dann die Prüfungen noch gut absolvieren.
Richtig. Weil es mit den Bewerbungen immer noch nicht klappte, bekam ich vom Jobcenter den Tipp für’s Jobcoaching. Damit bin ich bei FORUM Berufsbildung zur Rosemarie Schneidewind gegangen, bei der ich schon die Fortbildungen gemacht habe. Frau Schneidewind hat mich zu ihrer Kollegin Frau Krowas gebracht und gesagt: „Das ist die Frau Reiher. Pass‘ gut auf sie auf und nimm‘ sie unter Deine Fittiche.“ Und das hat sie super gemacht!
Frau Krowas hat mir auch ein Praktikum beim Berliner Büchertisch vermittelt, das mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ich sollte dann übernommen werden, aber leider hat es aufgrund von Umstrukturierungen doch nicht geklappt.
Das Jobcenter schickte mir immer diverse Bewerbungsvorschläge, eines davon war FAV-Stelle für den Kulturring in Reinickendorf. Die Ansprechpartnerin leitete meine Bewerbung weiter nach Kreuzberg und dort bekam ich gleich einen Termin für ein Vorstellungsgespräch. Das Gespräch dauerte 1,5 Stunden – wir waren uns sofort sympathisch. Seit 16. September 2016 bin ich dort in Amt und Würden, wie man so schön sagt.
Ich bin bei allen Besprechungen dabei, erstelle die Protokolle, Statistiken und das Beste: Ich kann mein Englisch gut einsetzen! Das Büro ist international besetzt. Hier arbeiten Menschen aus vielen Kulturen, z.B. aus Amerika, der Mongolei und dem Iran. Die machen die Arbeit abwechslungsreich und spannend. Ich bin ein neugieriger Mensch, deshalb kommt mir das gut entgegen.
Mir sind das Arbeitsklima und die Kollegen sehr wichtig. Da verlasse ich mich sehr auf mein Bauchgefühl. Wenn ich mich irgendwo nicht wohl fühle, dann kann ich da nicht arbeiten. Ich vertrage Stress nicht besonders gut. In gewissen Dingen bin ich auch ein Perfektionist: Deshalb brauche ich meine Zeit für die Dinge.
Ich war früher oft krank, oft im Krankenhaus. Da kann man sich nicht auf die Arbeit konzentrieren. Seit ich in Deutschland bin, geht’s mir gesundheitlich besser. Das ist auch wichtig.
Ich war ziemlich chaotisch, ein Sturkopf, immer mit dem Kopf durch die Wand – schon als Kind. Im Jobcoaching habe ich gelernt, einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Wie Frau Krowas das ohne Druck geschafft hat, ist mir heute noch unklar. Aber sie hat es geschafft: Noch heute mache ich mir morgens einen Plan darüber, was ansteht. Und dann arbeite ich das nach und nach ab.
Absolut! Ich schreibe immer auf, was anliegt – auch im Privaten! Ich habe erkannt, dass ich nicht besonders stressresistent bin. Deshalb hilft mit dieser Leitfaden sehr weiter.
Ich habe mit über 50 noch den Weg ins Berufsleben geschafft! Ich werde noch gebraucht, kann noch was tun. Das macht mich so stolz!
Ich habe mich immer schlau gemacht, mir Wissen angeeignet. Aber die Arbeitgeber haben meine Fähigkeiten, meine Qualität nicht erkannt. Wegen der langen Arbeitslosigkeit und dem Behindertenpass schrecken sie vor der Verbindlichkeit einer Anstellung zurück. Ohne den Leitfaden für eine gute Bewerbung, die Struktur, hätte das nie geklappt. Es muss mehr solcher Angebote geben.
Ja, ich will jetzt Geschichten schreiben. Eine Idee habe ich schon. Ich muss mir nur noch überlegen, wie ich da ran gehe.
Liebe Frau Reiher, wir danken Ihnen sehr für das Interview und wünschen Ihnen für Ihre Zukunft alles Gute!