Die Leute auf den Weg schicken

Interview zur Hauswirtschaft-Umschulung mit Elke Bahls

Elke Bahls war Umschülerin bei FORUM Berufsbildung. Sie erlernte im Umwelt-Bildungszentrum Berlin den Beruf der Hauswirtschafterin. Kurz vor ihren Abschlussprüfungen hat sie uns erzählt, wie es ihr in den zwei Jahren bei uns ergangen ist.

Zunächst war ich ein bisschen erschrocken, denn mit den Themen hatte ich nicht gerechnet. Ernährung im Mutter-Kind-Heim, für Schwangere, vegetarische Kost und für Säuglinge bis zum dritten Lebensjahr. In der Ausbildung haben wir alle möglichen Gruppen besprochen: Verpflegung für alte Leute, Berufstätige, Bauarbeiter – aber Schwangere haben wir nur zu Beginn der Ausbildung behandelt. Aber ich konnte auch aufgrund meiner eigenen Erfahrung alles beantworten.

Ja, eine Tochter, die jetzt 22 Jahre alt ist. Das ist alles schon so lange her. Mir ist aber noch viel eingefallen. Das ist ja das Tolle an diesem Beruf: Man kann gut auf die eigenen Erfahrungen zurückgreifen und ist vielfältig einsetzbar. Außerdem kam ich aus der Pflege. Da hatte ich sowieso schon Vorkenntnisse.

Ich habe fünf Jahre mit demenzkranken Menschen gearbeitet. Dann bin ich krank geworden und wollte danach nicht wieder in die Pflege zurück.

Dann musste ich zur Reha und habe ich mich dort entschlossen, was ich beruflich weiter machen will. Meiner Reha-Beraterin habe ich gesagt, dass ich gern mit Menschen arbeite, dass es mir auch Freude bereiten würde, für sie zu kochen.

Die Rentenversicherung hat mich in einen Kurs geschickt um zu sehen, ob ich eine Umschulung schaffe. Das ist ja ab einem gewissen Alter auch so eine Sache.

Der Kurs dauerte 6 Wochen und beinhaltete eine Woche Praktikum. Da habe ich mir rausgesucht, was ich gut finden würde und bin dadurch auf die Umschulung zur Hauswirtschafterin im Umwelt-Bildungszentrum gekommen. Das gefiel mir besonders gut, weil es mit Schwerpunkt Bio und Nachhaltigkeit angeboten wurde. Außerdem komme ich aus Spandau, es lag also auch schön nah. Ich habe mir das hier eine Woche angesehen und mich dann entschlossen, die Umschulung zu machen.

Die Rentenversicherung hat mich sehr unterstützt – sie haben alle Kosten übernommen und jetzt bin ich bald fertig. Es ist erstaunlich, wie schnell die Zeit rumgegangen ist.

Alle drei Praktika vor und während der Umschulung habe ich in einem Kinderheim gemacht. Die hatten mich schon nach dem ersten Mal gefragt, ob ich da nicht arbeiten möchte. Ich werde ab 1. Februar fest übernommen.

Das ist eine kuriose Geschichte: Ich war mir ja gar nicht sicher, ob die Umschulung wirklich machen sollte, ob ich dem Schuldruck gewachsen bin. Aber die Umschulung begann mit einem Praktikum im Kinderheim. Den Platz dafür hatte mir FORUM Berufsbildung vermittelt.

Am Sonntag, bevor das Praktikum beginnen sollte, habe ich mich im Internet über das Kinderheim informiert und festgestellt, dass es vom Orden der Hedwig-Schwestern geleitet wird. Meine Mutter, die früh gestorben ist, hieß Hedwig und am 25. Januar, dem Geburtstag meiner Mutter, hatte ich den ersten Arbeitstag dort. Ich dachte mir: „Das ist ein Zeichen!“. Da war mir klar, dass ich das durchziehen muss.

An meinem ersten Tag im Kinderheim war es, als ob ich da schon immer gearbeitet hätte. Danach kam ich für jedes Praktikum wieder und schon nach dem ersten haben sie die Stelle für mich freigehalten.

Mein Problem ist, dass ich mir selbst immer so viel Druck mache. Ich war am Anfang schon unsicher, ob ich hier richtig bin. Das hat sich aber im Laufe der Umschulung komplett gelegt, weil sich alle hier so viel Mühe gegeben haben.

Eigentlich nicht. Bei diesem Beruf denkt ja jeder, dass man nur putzt. Aber man hat viel mehr Aufgaben. Eigentlich sind wir diejenigen, die die Leute auf den Weg schicken.

Ich könnte mit dieser Umschulung alles Mögliche machen, z.B. ein Tagungshaus bewirtschaften, die Reinigung der Zimmer organisieren und andere Mitarbeiter dabei anleiten. Das weiß kaum einer, dass es mehr ist als putzen oder Kinder betreuen.

Da bin ich für die Küche zuständig: Ich plane und führe den Einkauf durch, koche und erstelle den Wochenplan. Ab Februar übernehme ich erst einmal die Küche komplett allein und hole mir dann noch Unterstützung dazu.
Auch eine andere Umschülerin hat direkt die Küchenleitung in einer sozialen Einrichtung übernommen. Sie kocht nur noch, wenn der Koch ausfällt.

Viele Häuser sagen mittlerweile, dass sie fast nur noch Hauswirtschafter einstellen, weil die flexibler sind. Jetzt soll der Beruf wohl auch einen neuen Namen bekommen, damit er attraktiver wird.

Ich wollte für Kinder arbeiten, aber nicht in einer Kranken- oder Pflegeeinrichtung. Ich hatte schon im Hospiz gearbeitet und das konnte ich nicht mehr ertragen. Es ging mir einfach zu nah. Die Kinder in diesem Kinderheim haben noch Eltern, viele gehen auch alle 14 Tage nach Hause, manche sind lernbehindert. Da ich in der Küche arbeite, habe ich zwar Kontakt zu ihnen, bekomme aber nicht alles unmittelbar mit. Das ist ganz gut für mich.

Ich rate jedem, diese Umschulung zu machen. Ich habe noch Kontakt zu vielen, die ich während der Reha kennengelernt habe und die sich diesen Schritt nicht zugetraut haben. Es ist ja auch eine finanzielle Geschichte, man hat in der Zeit natürlich Einschränkungen. Aber man lernt wirklich was fürs Leben.
Mit diesem Abschluss könnte ich ja noch ganz andere Berufe ausüben!

Ich fange erst einmal im Kinderheim an. Wir bringen erst einmal die Küche auf Vordermann und dann sehen wir weiter. Manchmal arbeitet das Heim mit einer Künstlergruppe zusammen, Backkurse sind im Gespräch… – aber erst mal ein Schritt nach dem anderen.

Die Küche. Ich habe bei André Koschitzki in dem Jahr richtig viel gelernt, das kommt mir jetzt zu gute. Bei meinem ersten Praktikum wurden im Heim nur Convenience-Produkte (also Fertiggerichte) angeboten: Tüte auf und warm machen! Ich dachte, das kann es doch nicht sein.

Im zweiten Praktikum habe ich das angesprochen. Dann haben wir da alles rausgeschmissen und jetzt kochen die da nur noch mit frischen Produkten. Das ist auch ein Erfolgserlebnis für mich.

In der ersten Zeit bin ich in der Küche an einem Tag 13.000 Schritte gelaufen, weil sie so komisch eingerichtet war. Abends taten mir die Füße weh vom vielen Laufen. Dann habe ich die ganze Küche umgeräumt – jetzt brauchen wir nur noch 4.000 Schritte pro Tag.

Das ist ja auch spannend und ein Wahnsinnserfolg! Es geht hier um effektive Nutzung von Arbeitszeit. Wenn man so viel Laufen muss, macht das den Beruf ja noch anstrengender, als er ohnehin schon ist.

Ja, absolut. Es ist auch ein Aspekt von Nachhaltigkeit, der uns ja auch in unserer Umschulung vermittelt wurde.

Die Wäsche! Bügeln, mangeln, das ist nicht meins. Ich habe schon immer gern gekocht und bin einfach ein Küchenmensch. Hier habe ich so viele kleine Schliffe noch mitbekommen. Unser Koch meinte, dass ich auch die Kochprüfung bestanden hätte.

Hätte ich das früher gewusst, hätte ich nie als Altenpflegerin oder Friseurin – das war mein erster Beruf – gearbeitet. Ich habe früher mit der Berliner Tafel vier Jahre lang Mittagessen für Straßenkinder gekocht. Dann wurde das Projekt gestrichen.

Altenpflege hatte ich gelernt, weil ich sowieso gerade jemanden gepflegt habe. Aber ich kann so schlecht abschalten, habe vieles mit nach Hause genommen.

Wollte immer ein eigenes kleines Cafe mit spezieller Hausmannskost haben.

Jetzt könnte ich ja sogar alles kalkulieren. Aber erst einmal lebe ich mich bei den Hedwig-Schwestern ein. Vielleicht bilde ich mich irgendwann noch ein bisschen weiter, aber jetzt reicht es erst einmal mit dem Lernen. Jetzt kommt noch die praktische Prüfung und dann bin ich fertig. Der Weg, der jetzt geöffnet wurde, ist schon toll.

Dann drücken wir ganz fest die Daumen und danken herzlich für das Gespräch!

Lernen Sie die Umschulung kennen

Hauswirtschafter*in IHK

mit Zusatzqualifikation NachhaltigBIO