Durchsteigen macht freier

Interview mit Lennard "Jumpa" Oestmann

Interview mit Lennard „Jumpa“ Oestmann über seinen Beruf als Musikproduzent und seine Ausbildung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien in Berlin bei FORUM Berufsbildung.

Lennard Oestmann, alias Jumpa, ist erfolgreich als Musikproduzent für deutschen Rap und bei Sony als Komponist unter Vertrag. Zurzeit absolviert er außerdem eine Ausbildung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien bei FORUM Berufsbildung.

Ja, einer, der gesucht hat. In ganz Berlin.

Berlin ist einfach überfüllt. Die meisten Leute, die nach Berlin kommen, wollen irgendwas mit Medien machen. Das ist ein Klischee, aber es stimmt auch. Ich kenne viele in meinem Alter – es ist einfach modern.

Das ist richtig. Deswegen muss man schon was mitbringen, was Eigenes.

Das ist auf jeden Fall ein Ziel, auf welches ich lange hingearbeitet habe. So etwas motiviert mich natürlich noch mehr Gas zu geben.

Das war mit 13 durch den Film „Jumper“ mit Jamie Bell. Das war mein Lieblingsfilm. Ich brauchte damals, als ich mich bei Myspace anmelden musste, einen Namen. Der Film lief gerade im Fernsehen, deshalb bin ich darauf gekommen. Aber mit A am Ende, damit man es besser googlen kann.

Die Leute sprechen mich eigentlich nur noch damit an. Selbst bei meiner Familie ist es mittlerweile angekommen. Es wird kaum noch einen Unterschied zu der Privatperson gemacht, auch der Chef in der Firma sagt „Jumpa“ zu mir.

Durch einen meiner besten Kumpels aus Bremerhaven. Sein großer Bruder hat eigentlich Videos und hobbymäßig ein bisschen Beats gemacht. Der hatte diverse Programme zu Hause. Nach der Schule war ich oft bei ihm. Da wollte ich das mal ausprobieren, weil ich auch immer großer Hip-Hop-Fan war.

Mit 14 habe ich also angefangen, in meinem Kinderzimmer Beats zu machen. Die habe ich übers Internet an diverse deutsche Rapper geschickt. Mit 15 wurden die ersten Sachen genommen, heißt, die haben meine Kompositionen für ihr Album genutzt, haben darauf dann gerappt oder gesungen – je nachdem.

Seit einem Jahr mache ich auch viel Popmusik, Werbemusik usw.

Ich hatte zwei Spots bisher: Einer Anfang des Jahres für eine Schuhmarke, der lief eine Woche. Und für City Slide, ein Festival, der lief zwei Wochen lang auf ProSieben.

Es gibt eigentlich keine richtige Musikszene, nur lokal, aber die ist nicht deutschlandweit bekannt. Das ist das Problem, deswegen bin ich auch nach Berlin gezogen. Es gibt ein paar Leute aus Bremerhaven, die im Musikgeschäft sind. Die sind aber alle weggezogen wie z.B. Moe Mitchell.

Ich bin nach meinem Abitur direkt nach Berlin – einfach mal so ins Blaue. Ich wusste, dass ich eine Ausbildung machen oder studieren will. Ich war noch nicht ganz sicher zu dem Zeitpunkt, Dezember 2013. Dann habe ich mich erkundigt, was ich machen kann, hatte ein, zwei Bewerbungsgespräche, die nicht geklappt haben. Dann bin ich übers Internet auf FORUM Berufsbildung aufmerksam geworden.

Im Internet schon, aber ich habe mich dann bei FORUM Berufsbildung beworben.

Ich war einfach hier bei dem Bewerbungsgespräch mit Susanne (Anmerkung d. Red.: Susanne Ullerich ist eine Ausbilderin bei FORUM Berufsbildung) und habe mit meinen Eltern alles abgesprochen. Die meinten, dass das vernünftig klingt. Ich hatte noch einen Betrieb, bei dem ich mich beworben hatte. Aber sonst war auch die Auswahl sehr schwierig in Berlin. Deswegen dachte ich, es ist vielleicht erst mal cool, wenn man diese 8 Monate Theorie hat und dann in den Betrieb geht.

Genau, das war auch der ausschlaggebende Grund. Ich hatte erst überlegt, Musik zu studieren. Dann habe ich mir überlegt, dass ich doch eher was im Business-Bereich machen will, damit ich das auch drauf habe. Denn Musik machen kann ich und was ich nicht kann, dann bringe ich mir selbst bei. Aber beim Business, da brauche ich jemanden, der mir zeigt, was wie geht.

Interessant schon, aber es hätte mir nicht so viel gebracht, wenn ich mich selbstständig machen will.

Ich werde mich nach der Ausbildung auf jeden Fall selbstständig machen – erst mal nur als Produzent und Komponist. Langfristig will ich mein eigenes Label oder meinen eigenen Verlag gründen, muss ich mal sehen.

Berlin ist die Hauptstadt, was deutschen Hip-Hop angeht. Jeder Rapper, der aus Hamburg oder Frankfurt kommt, ist drei- bis viermal im Jahr in Berlin. Die meisten Interviews werden hier gegeben und hier sitzen die meisten Labels und Verlage. Es gibt noch eine Plattform in Düsseldorf, aber die meisten sind hier.

Voll gut. Erst war ich bei einem Musikunternehmen, aber da gab es einen Interessenskonflikt wegen meines Vertrags bei Sony. Durch einen Kumpel bin ich dann zur Werbeagentur Dorland gekommen.

Wir kümmern uns um „Youtuber“, bauen die auf. Ich habe Dominik aus meiner Klasse bei FORUM vorgestellt, die haben ihn da alle gefeiert. Er betreibt einen Channel und macht Partyhacks, z.B. „10 Sachen, worauf man achten sollte, damit man in den Club rein kommt“ oder hat jetzt viel aus dem Urlaub geblockt.

Auch, aber das mache ich am Abend, nach 18 Uhr. Tagsüber bin ich Auszubildender, abends Komponist. Tagsüber mache ich viel Buchhaltung und arbeite für den Musikverlag und das Label von Dorland. Darüber laufen die ganzen Musiksachen für Werbung usw. Ich sorge dafür, dass die Songs bei der GEMA angemeldet werden.

Ich produziere auch einen Rapper von dem Verlag und kümmere mich von der Managementseite darum, d.h. wir führen die Labelcopys aus, kümmern uns darum, dass er gebucht wird, schreiben E-Mails usw. Sonst sind wir bei einer kleineren Werbeagentur noch drin, für die arbeite ich zu 80%. Da entwickeln wir Social-Media-Strategien für Kunden, z.B. wie Markentargeting, SEO-Optimierung.

Viel auf Parties gehen, gut reden und sich selbst gut verkaufen können und bei den richtigen Veranstaltungen am Start sein. Und viel über E-Mails, Facebook sich selbst einen Namen machen, dass die Leute dann auch sagen: „Von Dir habe ich schon mal gehört.“ Dass die Leute auch auf einen zukommen. Wenn Du sagen kannst, ich habe das und das gemacht, dann ist es viel einfacher zu netzwerken.

Wenn man ins Management will, sucht man sich einen talentierten Künstler, der noch unbekannt ist und macht den groß. Man braucht einfach Referenzen, das ist sehr wichtig.

Naja, Yannick aus meiner Klasse z.B. arbeitet bei Chimpera. Unabhängig von dieser Ausbildung in Berlin hätten wir sowieso miteinander zu tun gehabt. Wir kommen beide aus dieser Branche und haben uns deshalb schon mal gut verstanden. Jacob ist großer Deutsch-Rap-Fan… Und so kam das.

Doch, dann auf jeden Fall. Ein Praktikum reicht auch erst mal, um da rein zu kommen. Dann kann man sehen, ob er wirklich Lust darauf hat oder eher nicht. Gerade in Berlin ist es einfach, wenn Du in der richtigen Firma bist, die richtigen Leute kennenzulernen.

Man sollte sich mit der Branche auseinander setzen. Man sollte sich fragen, was man in der Branche machen will – z.B. in der Werbebranche. Willst Du einer von den Kreativen oder ein Kundenbetreuer sein? Das sind ja schon mal zwei komplett unterschiedliche Welten. Dann muss man gucken, was muss ein Kundenberater machen, gut mit Leuten umgehen usw.

Definitiv Ausbildung, weil ich mich da spezifisch auf den Bereich vorbereiten kann, den ich machen will. Wenn ich erst einmal ein Studium mache, muss ich erst mal drei Jahre BWL machen, bevor ich in genau den Bereich reinkommen kann.

Beim Studium kannst Du Dir natürlich Deine Zeit besser selbst einteilen. Ich kann auch am Wochenende lernen, wenn unter der Woche ’ne Session ansteht. So bin ich von 9-18 Uhr im Büro, habe ab und zu auch meine Freiheiten und kann mir das selber einteilen. Aber generell ist das ein Nachteil, wenn man selber noch sein Ding macht. Bei mir sieht es so aus, dass ich von 9-18 Uhr im Büro bin, dann bis 2 Uhr morgens ins Studio, dann habe ich geschlafen und war um 8 Uhr wieder im Büro.

… eigentlich war‘s nicht schlecht. Vielleicht etwas zu lang, aber es ist ganz gut, da durchzusteigen. Ich kann dann selber überprüfen, ob alles so richtig ist. Das macht einen auf jeden Fall ein bisschen freier.

Jumpa, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!