Wie werde ich Erzieher*in? Tipps vom Profi

Interview mit Schulleiterin Katja Henning

Seit 2014 ist Katja Henning für die Ausbildung zum*r Erzieher*in bei FORUM Berufsbildung zuständig. Als Schulleiterin der Fachschule für Sozialpädagogik kennt sie die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt für Erzieher*innen sehr gut und berät Neueinsteiger*innen regelmäßig zur ihren Möglichkeiten. Wir haben Katja Henning zu ihren Erfahrungen befragt.

Staatlich anerkannte Erzieher*innen sind sehr gefragt, sie können sich den Arbeitsplatz praktisch aussuchen. In näherer Zukunft wird sich daran auch nicht viel ändern. Wir erhalten jede Woche Stellenausschreibungen für unsere Absolventen*innen oder die Anfrage von Betrieben, sich bei zukünftigen Absolvent*innen vorstellen zu dürfen.

Es gibt die berufsbegleitende Ausbildung und die schulische Ausbildung in Vollzeit. Beide Ausbildungen dauern drei Jahre, sind aber ganz unterschiedlich aufgebaut.

In der berufsbegleitenden Ausbildung laufen Unterricht und Praxisphase parallel. Das hat natürlich Vorteile: Man bekommt schon während der Ausbildung eine Vergütung und kann das Erlernte direkt in der Praxis ausprobieren. Aber die Ausbildung ist mit 40 Stunden auch sehr zeitaufwändig.

Wer z.B. Kinder versorgen muss, sollte die Ausbildung in Vollzeit in Erwägung ziehen. Denn diese hat weniger Wochenstunden und lässt sich daher besser mit der Familie unter einen Hut bringen. Unterricht und Praxisphasen finden hier nacheinander statt. Die Ferienzeiten richten sich nach den Berliner Schulferien und man kann unterschiedliche Praktika absolvieren.

Für die Ausbildung in Vollzeit gibt es keine Vergütung. Man kann aber Förderprogramme wie z.B. Schüler-BAföG oder Aufstiegs-BAföG in Anspruch nehmen und bekommt oftmals auch noch die Kinderbetreuung finanziert. Daher ist das Modell gerade für Familien besser geeignet.

Warum fehlen nach wie vor viele Erzieher/innen?Wer sich für eine berufsbegleitende Ausbildung entscheidet, muss einige Voraussetzungen erfüllen und z.B. einen Praxisplatz mit mindestens 19,5 Arbeitsstunden pro Woche vorweisen. Das ist gar nicht so einfach, denn für die Betriebe ist so eine Teilzeit-Ausbildung sehr betreuungsintensiv und wenig lohnend.

Außerdem muss man bis zu 20 Stunden wöchentlich den theoretischen Teil der Ausbildung absolvieren, der oftmals in den Nachmittag-/Abendstunden und samstags stattfindet. Dazu kommen noch Hausaufgaben, Projektaufgaben etc. Das ist vor allem für Mütter schwierig, die dann nicht mehr ausreichend Zeit für ihre Kinder haben.

Wer sich für eine Vollzeitausbildung entscheidet, kann durch Schüler- oder Aufstiegs-BAföG finanziert werden. In der Praxisphase wird das Aufstiegs-BAföG nicht gezahlt und das macht insgesamt immerhin ein ganzes Jahr aus. Hier muss man sich selbst um alternative Finanzierungen kümmern – nicht immer leicht, wenn man parallel Familie zu versorgen hat. Deshalb beraten wir oftmals zu alternativen Förderprogrammen, die je nach individueller Situation in Frage kommen.

Das passende Ausbildungsmodell und die richtige Finanzierung hängen von vielen individuellen Faktoren ab wie z.B. Alter, Förderung, finanzielle und familiäre Situation usw. Viele haben eine falsche Vorstellung von den Voraussetzungen und Rahmenbedingungen. Menschen mit ausländischem Schulabschluss müssen sich diesen außerdem bei der Senatsverwaltung anerkennen lassen. Das nimmt Zeit in Anspruch und sollte möglichst sofort beantragt werden, sobald man sich des Berufswunsches sicher ist.

Wer die Ausbildung ins Auge fasst, sollte sich deshalb umfassend und kompetent beraten lassen. Aus diesem Grund nehmen wir uns für jede*n Bewerber*in viel Zeit und klären alle Fragen im Vorfeld. Denn wir wollen ja, dass unsere Azubis ihre Ausbildung auch erfolgreich abschließen.

Ausbildung Erzieher*in (staatlich anerkannt)

Umschulung Erzieher*in (staatlich anerkannt)

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